Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
Als Lukas in Apg 6 die beiden Gruppen hellenistai und hebraioi einführt, beginnt er eine neue Phase in seiner Schilderung der Geschichte der Urgemeinde. Das relativ friedliche Dasein im Schutze des Tempels und des jüdischen Kultes ist zu Ende. Die Dramatik nimmt ihren Anfang. Die umwälzenden Geschehnisse führen zu Massenflucht der Christen aus Jerusalem, was seinerseits wiederum eine Ausweitung des Verbreitungsgebietes der christlichen Botschaft bewirkt – sowohl geographisch als auch religiössoziologisch. Das Christentum fasst nun definitiver auf ausserpalästinenzischem Boden Fuss, und die Christusverkündigung wird auch an nichtjüdische Gruppen und Völker gerichtet. Im Zentrum dieser umwälzenden Geschehnisse stehen die Hellenisten.
[1] Der Verfasser der Apg wird in diesem Artikel Lukas genannt, ohne dass ich damit Stellung zur Verfasser-Frage nehme. – Was Lukas' Quellengebrauch betrifft, meinen viele Interpreten, dass er hier zu neuem Material übergeht; s. Überlegungen bei Schneider, G., Die Apostelgeschichte 1 (HThK, 1980) 420–2Google Scholar; vgl. Hengel, M., ‘Die Ursprünge der christlichen Mission’, NTS 18 (1972) 15–38 (25)CrossRefGoogle Scholar; idem, ‘Zwischen Jesu und Paulus’, ZThK 72 (1975) 151–206 (155–7).Google Scholar
[2] Hengel, , ZThK 72, 157–69Google Scholar mit Referat der Diskussion.
[3] s. Nepper-Christensen, P., Art. μαθηтης, EWNT 2 (1981) 915–21.Google Scholar
[4] Die grundlegende Definition in Apg 1. 21–22. Ausnahmen in 14. 4 und 14 lassen sich am besten durch die Annahme erklären, dass Lk dort die Bezeichnung apostoloi nichttitulär anwendet, d.h. dass er von ihnen als ‘Boten’ spricht (scil. der Gemeinde in Antiochien). Für eine weitere Diskussion des Apostelbegriffes bei Lk s. Roloff, J., Apostolat-Verkündigung-Kirche (1965) 169–235Google Scholar; Jervell, J., Luke and the People of God (1972) 75–112Google Scholar; Schneider, , comm 1, 221–32Google Scholar (mit ausführlicher Literatur).
[5] Hengel, , NTS 18, 25–6.Google Scholar
[6] Eine ausgezeichnete Übersicht über die Problemlage und Diskussion bei Dupont, J., The Sources of Acts (1964).Google Scholar s. auch Grässer, E., ‘Acta-Forschung seit 1960’, ThR 41 (1976) 186–94.Google Scholar
[7] s. Schneider, comm ad loc, der auch eine Übersicht über das Vorkommen der einzelnen Namen in biblischer und ausserbiblischer Literatur bringt.
[8] Betreffs der Bezeichnung hebraioi, die hier nicht Gegenstand einer eigenen Behandlung wird, s. die Zusammenstellung des Materials, die bei A. Spiro in Appendix V in Munck, J., The Acts of the Apostles (AncB, 1967) 285–300Google Scholar vorliegt; er zeigt, dass auch die Samarier sich selbst hebraioi nannten. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass diese spezielle Bedeutung für das Verständnis von Apg 6. 1–7 irgendwie relevant ist. Zum Thema s. auch Larsson, E., Människan inför bibeln (1982) 197–9.Google Scholar
[9] s. Besonders S. 17–25. Unter den neueren Arbeiten sollte Neudorfer, H. W. genannt werden, Der Stephanuskreis in der Forschungsgeschichte seit F. C. Bauer (1983).Google Scholar
[10] Joh. Chrysostomos, Homilia XIV 1 zu Apg 6. 1 (PG 60. 113); Homilia XXI 1 zu Apg 9. 29 (PG 60. 164).
[11] Hengel, , ZThK 72, 196–204.Google Scholar s. auch Culhnann, O., Der johanneische Kreis. Zum Ursprung des Johannesevangeliums (1975) 45–60.Google Scholar
[12] Hengel, , ZThK 72, 204.Google Scholar Vgl. Bultmann, R., Theologie des Neuen Testaments (1953)Google Scholar über den Hintergrund der paulinischen Theologie.
[13] Eine ähnliche Deutung liegt bei Walter, N., ‘Apostelgeschichte 6. 1 und die Anfänge der Urgemeinde in Jerusalem’, NTS 29 (1983) 370–93CrossRefGoogle Scholar vor. Walters Deutung entstand unabhängig von Hyldahls Darstellung.
[14] s. die verschiedenen Standpunkte bei Hyldahl und Schneider.
[15] Simon, M., St. Stephen and the Hellenists in the Primitive Church (1958).Google Scholar
[16] s. Weiser, A., Art. διακνέω EWNT 1 (1980) 726–32Google Scholar; vgl. Schneider, comm 1, 423–5.Google Scholar
[17] s. Überlegungen bei Haenchen, E., Die Apostelgeschichte (KEK 3, 196514) 218–22.Google Scholar
[18] Ich setze voraus, dass der Stephanuskreis hauptsächlich aus früheren Diasporajuden bestand. Das schliesst nicht aus, dass es zu jener Zeit in Palästina Gruppen gab, die auch Griechisch sprachen und darum formell gesehen als hellenistai bezeichnet werden konnten (ohne Rücksicht darauf, obsie christliche oder nicht-christliche Juden waren). Zur sprachlichen Situation in Palästina zu Beginn unserer Zeitrechnung s. Sevenster, J. N., Do you know Greek? (1968).Google Scholar
[19] Lukas' Hauptabsicht mit der Darstellung in der Apg ist ohne Zweifel zu zeigen, wie der auferstandene Christus durch die Kirche weiterwirkt, insbesondere durch die Apostel. Daneben machen sich andere Absichten geltend, Nebentendenzen, die jedoch untergeordnete Hauptziele sind. Gasque, W. W., A History of the Criticism of the Acts of the Apostles (1975) 126–7Google Scholar polemisiert zu Recht gegen die zahlreichen Versuche, die Darstellung des Lukas nur von einem Motiv oder von einer Tendenz her zu deuten.
[20] E. Larsson, Människan, 144–59; idem, Apostlagärningarna 1–12 (KNT 5A, 1983) 195–7.Google Scholar
[21] Neudorfer, , Der Stephanuskreis, 19–35.Google ScholarLüdemann, G., Paulus der Heidenapostel. Band II: Antipaulinismus im frühen Christentum (FRLANT 130, 1983)Google Scholar gibt eine kurzgefasste Präsentation der Auffassung Baurs und der Diskussion darüber (bis zu J. Munck), 13–57.
[22] Hengel, , ZThK 72, 151–206.Google Scholar Vgl. Cullman, , Der joh. Kreis, 45–57.Google Scholar
[23] s. die ausführliche Diskussion bei Conzelmann, H., Der erste Brief and die Korinther (KEK 5, 1969) 298–300.Google Scholar
[24] s. z. Haenchen, B., comm, 221–2.Google Scholar
[25] s. z. Cullmann, B., Der joh. Kreis, 45–9Google Scholar; Weiser, A., Die Apostelgeschichte. Kapitel 1–12 (ÖTK 5/1, GTB 507, 1981) 168–9.Google Scholar
[26] Schneider, , comm ad 7. 54–8. 3.Google Scholar
[27] s. Goppelt, L., Christentum und Judentum im ersten und zweiten Jahrhundert (BFChTh, M55, 1954) 77–9.Google Scholar
[28] Die kompositionsmässige Problematik wird von behandelt, E. Richard, Acts 6. 1–8. 4. The Author's Method of Composition (SBL Dissertation Series 41, 1978).Google Scholar
[29] So Bihler, J., Die Stephanusgeschichte im Zusammenhang der Apostelgeschichte (MüThSt I/16, 1963).Google Scholar
[30] Aus den Beiträgen zu dieser Diskussion können u.a. Ch. Scobie, H. H., ‘The Origins and Development of Samaritan Christianity’, NTS 19 (1972/1973) 390–414CrossRefGoogle Scholar und Richard, E., ‘Acts 7. An Investigation of the Samaritan Evidence’, CBQ 39 (1977) 190–208Google Scholar genannt werden; s. auch die umfassende Literaturübersicht bei Schneider, , comm 1, 441–2.Google Scholar
[31] s. Steck, O. H., Israel und das gewaltsame Geschick der Propheten (WMANT 23, 1967).Google Scholar
[32] Das betont Dahl, N. A. sehr stark, Jesus in the Memory of the Early Church (1976) 66–86 (74).Google Scholar
[33] s. Haenchen, comm.
[34] Larsson, E., comm, 161.Google Scholar
[35] s. Dahl, , Jesus in the Memory, 74.Google Scholar
[36] Dahl, , Jesus in the Memory, 75.Google Scholar
[37] Hengel, , ZThK 72, 190–204.Google Scholar
[38] Hengel, 197–9.
[39] s. unter Anm. 4.
[40] Larsson, , comm, 195–7.Google Scholar
[41] Nicht nur die Sprachzugehörigkeit spricht dafür (vgl. Anm. 18). Es geht positiv aus 11. 19 f. hervor. Vgl. auch Stephanus' Kontakt mit früheren Diasporajuden, 6. 9.