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Sozialstruktur und nationale Beziehungen in der UdSSR. — zur these der “Odnorodnost”' der Sozialstruktur der Sowjetischen Nationen —

Published online by Cambridge University Press:  20 November 2018

Albrecht Martiny*
Affiliation:
Osteuropäische Geschichte, Ruhr Universität Bochum

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I

Zu dem historischen Erbe, das die Sowjetmacht im Jahre 1917 antrat und mit dem sie sich auseinanderzusetzen hatte, gehörte nicht zuletzt das ungelöste Nationalitätenproblem — in rückschauender Perspektive sicherlich eines der säkularen Probleme der russischen und sowjetischen Gesellschaft. Die bolschewistische Partei hat es bei der Entwicklung ihrer Programmatik stets reflektiert, und Lenin verfügte im Gegensatz zu Marx und Engels über ein vergleichsweise feines Sensorium für die politische Bedeutung der Nationalitätenfrage. Vor dem Hintergrund der späteren Erfahrungen (vor allem im 2. Weltkrieg) erscheint die Entwicklung der sowjetischen Nationalitäten in den 20er Jahren als eine Periode der nationalen Konsolidierung: Die Politik der Bolschewiki setzte hier Kräfte frei, die lange Zeit unterdrückt waren und nun eine enorme Dynamik entfalteten. Die Mobilisierung der sowjetischen Nationalitäten verlief dabei übrigens weitgehend parallel zur allgemeinen Bildungs- und Kulturpolitik. Der zügige Aufbau des Bildungswesens, die Verbreitung der Kulturtechniken und der Medien etc. hatte allerdings mehr noch als im eigentlichen Russland neben der sozialen Mobilisierungsfunktion eine national-kompensatorische Bedeutung. Dieser Nebeneffekt war keineswegs erwünscht und die immer stärkere funktionale Ausrichtung der Bildungspolitik auf das Industrialisierungsprogramm machte sie zunehmend zu einer als eher hinderlich empfundenen Begleiterscheinung. In den 30er Jahren dienten die ehemaligen “Randgebiete” des zaristischen Russland vornehmlich als Rohstofflieferanten einer zügig aufgebauten Industrie im europäischen Teil der Sowjetunion.

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Articles
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References

Anmerkungen

1. Siehe die Uberblicksdarstellung des Verfassers, die im Handbuch der Geschichte Russlands, Bd.III, Stuttgart 1981 erscheint und Hélène Carrère d'Encausse, L'Empire éclaté”. La révolte des nations en U.R.S.S. (Paris 1978). — Zur aktuellen Situation siehe Gerhard Simon, Die nichtrussischen Völker in Gesellschaft und Innenpolitik der UdSSR, in: Osteuropa 6 (1979), 447-467.Google Scholar

2. Abzulesen ist dies etwa an den Zahlen in Itogi razresenija nacional'nogo voprosa v SSSR. (red. S. Dimanštejn) Moskva 1936, 65 ff. (Im Folgenden: Itogi razrešenija. Auch die Geschichte der Akademien der Wissenschaften zeigt deutlich, dass an der Wiege der nationalen Wissenschaftszentren die Exploration und Erschliessung von Bodenschätzen stand. Siehe 220 let Akademii nauk SSSR. Spravočnaja kniga. Moskva-Leningrad 1945, 287-304 und passim.Google Scholar

3. Der Ausdruck “korenizacija” bezeichnete (in den zwanziger und dreissiger Jahren) die “Nationalisierung” der Unionsrepubliken hinsichtlich des politischen, administrativen etc. Personals, inzwischen ist er weithin unbekannt. Auf das Fehlen des Begriffs in der heutigen russischen Literatursprache machte mich dankenswerterweise G. Simon aufmerksam. Dies soll übrigens nicht heissen, dass der Terminus in der Fachliteratur nicht hier und da noch auftaucht. Siehe z.B. Ju.V. Arutjunjan, Izmenenie social'noj struktury sovetskich nacij, in: ISSSR 4 (1972), 10 (“korenizacija vlasti na mestach”). Einschlägiges Zahlenmaterial findet sich in den statistischen Datensammlungen der dreissiger Jahre: Siehe Nacional'naja politika VKP (b) v cifrach. Moskva 1930 und in Itogi razresenija. Rigby hat das Material für die Analyse der Parteientwicklung zusammengetragen. Siehe T.H. Rigby, Communist Party Membership in the U.S.S.R. 1917–1967. Princeton 1968, 364-399. Verhältnismässig detaillierte Angaben für die mittelasiatische Region hat Carrère d'Encausse versammelt. Siehe ihre als MS vorliegende Arbeit Bolchévisme et nation Des débats théoriques à la consolidation d'un état multinational 1917–1929. Paris 1976. Schliesslich ist in der Zeitschrift Revoljucija i nacional'nosti 1930–1937 eine Fülle von Untersuchungen zu Einzelaspekten der korenizacija zu finden, dazu das entsprechende statistische Material. Fasst man all dies zusammen, so kommt man leicht zu dem Ergebnis, dass die sowjetische Statistik bei weitem noch nicht wieder den Stand erreicht hat, der eine vergleichende Untersuchung der regionalen Nationalitätenverhältnisse zulässt wie vor dem Zweiten Weltkrieg. In seiner kleinen Studie von 1972 hat Ju.V. Arutjunjan übrigens recht aufschlussreiche Zahlen für 1959 mitgeteilt. Siehe Izmenenie social'noj struktury a.a.O. 3-20. Die Datenbasis gerade seiner interessantesten Berechnungen nennt er leider nicht. (S. 13-16) Auch Arutjunjans Studie zeigt, dass mit dem Verschwinden des Begriffs der korenizacija zugleich das politische Interesse an den einschlägigen statistischen Daten erlahmt ist.Google Scholar

4. Die Formel war übrigens ebenso neu, wie der Gedanke der nachholenden kompensatorischen Entwicklung in den nichtrussischen Gebieten alt und etwas banal war. Er findet sich z.B. ausgeprägt in der Einleitung von S. Dimanstein zu Itogi razresenija, V ff.Google Scholar

5. Dies hebt Hannelore Horn hervor. Siehe: Wirtschaftliche Niveauangleichung der Nationalitäten zwischen Anspruch und Wirklichkeit, in: Sozialismus in Theorie und Praxis. Festschrift für Richard Lowenthal zum 70. Geburtstag. Berlin, New York 1978. Siehe auch Vsevolod Holubnychy, Some Economic Aspects of Relations Among the Soviet Republics, in: Erich Goldhagen (ed.) Ethnic Minorities in the Soviet Union. New York, Washington, London (1968), 50-120.Google Scholar

6. Vergleiche Borys Lewytskyj, Die sowjetische Nationalitätenpolitik nach Stalins Tod (1953-70). München 1970.Google Scholar

7. Siehe XX sezd Kommunisticeskoj partii Sovetskogo sojuza. Stenografičeskij otčet. Moskva 1956. T.I, 90.Google Scholar

8. Siehe Nekotorye problemy stroitel'stva kommunizma v SSSR i zadači obščestvennych nauk, in: Voprosy stroitel'stva kommunizma v. SSSR. Materialy naučnoj sessii otdelenij obščestvennych nauk Akademii nauk SSSR. Moskva 1959, 43.Google Scholar

9. Bibliographische Hinweise hierzu finden sich im Anhang zu H. Mommsen/A. Martiny, “Nationalismus, Nationalitätenfrage”, in: Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft, Freiburg 1973.Google Scholar

10. Siehe z.B. die Materialien einer Konferenz in Dusanbe im Mai 1968, die unter dem Titel Aktual'nye problemy istorii nacional'no-gosudarstvennogo stroitel'stva v SSSR 1970 in Dusanbe veröffentlicht wurden.Google Scholar

11. Einen Überblick über die sowjetische Literatur zu diesem Thema findet sich bei: MI.I. Kuličenko, Obrazovanie i razvitie sovetskogo naroda kak novaja istori-českaja obščnost’ (istoriografija), in: Voprosy istorii, 4 (1979), 3-23.Google Scholar

12. Erhellend ist hier der Beitrag des langjährigen Direktors des Moskauer Soziologieinstitutes, M.N. Rutkevič für den VIII. Internationalen Soziologenkongress in Toronto 1974, veröffentlicht unter dem Titel Social'naja struktura socialističeskogo obsčestva v SSSR i ee razvitie k social'noj odnoronosti in: Problemy razvitija social'noj struktury obsčestva v Sovetskom Sojuze i Pol'še. Moskva 1976, 3-19. Sehr deutlich wird der Zusammenhang auch in der massgebenden Darstellung des “Sowjetvolk”-Theorems Sovetskij narod — novaja istoričeskaja obščnost'ljudej. Stanovlenie i razvitie. (red. M.P. Kim, V.P. Šerstobitov u.a.) Moskva 1975, 310 ff.Google Scholar

13. Die Tatsache an sich sieht auch Arutjunjan, Izmenenie social'noj struktury 1972, 13, (siehe Anm. 3). Auf die Problematik geht Hannelore Horn, Wirtschaftliche Niveauangleichung, 1978, 171 ff. ein. (siehe Anm. 5).Google Scholar

14. Er findet sich in dem für den IX. Internationalen Soziologenkongress in Uppsala 1978 von führenden sowjetischen Soziologen verfassten Sammelband Sociologija i problemy social'nogo razvitija (red. T.V. Rjabuskin i.dr.) Moskva 1978, 292-303.Google Scholar

15. Siehe die entsprechenden Ausführungen bei Brian Silver, Social Mobilization and the Russification of Soviet Nationalities, in: American Politicial Science Review 68 (1974), 45-66 und Levels of Sociocultural Development Among Soviet Nationalitites: A Partial Test of the Equalization Hypothesis, ebda, 1618–1637.CrossRefGoogle Scholar

16. Ein Wort zu dem verwendeten Zahlenmaterial. Die sowjetische Statistik, die sich erst seit etwa 1954/55 in wissenschaftlicher und öffentlicher Diskussion wieder hat entwickeln können, ist stets Gegenstand der westlichen Kritik gewesen. Dies betrifft selbstverständlich auch die grossen Bevölkerungserhebungen der Jahre 1959 und 1970. Einen aktuellen Einblick in diese Problematik gibt Bernd Knabe, Zur Volkszählung 1979 in der UdSSR. (Köln) 1979 (= Berichte des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien, 12-1979) Manche Zahlenangaben liegen nicht als absolute Grössen, sondern nur in der bearbeiteten Form von Anteilszahlen vor. Dies schliesst dann naturgemäss die Errechnung von Zuwachsen aus. Ich habe mich entschlossen, diese Form der ziffermässigen Darstellung auch dort zu wählen, wo die Angabe von Zuwächsen möglich wäre. Da das Erkenntnisinteresse gerade auf das Verhältnis der einzelnen Ethnien zueinander gerichtet ist, schien mir dies vertretbar, auch wenn das Ergebnis dem geübten Statistiker etwas selbstgestrickt erscheinen mag.-Anschaulich zu machen ist das Problem an der Bildungsstatistik: Sie gibt in der Aufschlüsselung nach Nationalitäten in Itogi 1970, IV nur Anteilszahlen, in der Aufschlüsselung nach Unionsrepubliken in Itogi 1970, III zwar absolute Zahlen, ohne diese aber in ihrer ethnischen Differenzierung aufzuschlüsseln. — Die Zahlen über den Verstädterungsprozess halten sich an die sowjetische Definition der Stadt. Massgebend ist hier der formelle konstituierende Akt, der in die Kompetenz der Unionsrepubliken fällt und sich regional an etwas unterschiedlichen Kriterien orientiert. Auf diese Weise ergibt sich eine vermutlich geringfügige Oberzeichnung des Verstädterungsprozesses vor allem in Zentralasien.Google Scholar

17. Allerdings ist hierbei zu bedenken, dass 1970 im weltweiten Massstab immerhin 11 von 15 Unionsrepubliken dem ethnischen Homogenitätsniveau jener kleinen Spitzengruppen von 41 unter 160 Staaten entsprachen, in denen eine ethnische Gruppe mehr als 60% der Gesamtbevölkerung ausmachte. Ausnahmen waren Lettland, Kasachstan, Kirgisien und Tadschikistan, wobei letzteres inzwischen die 60-Prozent-Grenze wahrscheinlich überschritten hat. Zitiert nach Sociologija i problemy 1978, 292 f. (siehe Anm. 14).Google Scholar

18. Die Zahlen der letzten Bevölkerungserhebung vom Januar dieses Jahres werden vermutlich zeigen, dass Kasachstan kein Sonderfall bleiben wird: der russische Bevölkerungsanteil nähert sich in Lettland einem Drittel und liegt in Estland und Kirgisien zwischen 25 und 30%.Google Scholar

19. Die Russen verteilen sich übrigens folgendermassen auf die Unionsrepubliken: 83,5% des russischen Ethnos leben in der RSFSR, 7,1% in der Ukraine, 4,3% in Kasachstan, 1,1% in Usbekistan, in den übrigen Unionsrepubliken liegt der Anteil unter 1%. Siehe Itogi XX 1970, IV, 321.Google Scholar

20. Auch die sozialgeschichtliche Literatur enthält kaum Daten, die auf die Nationalitäten, nicht die staatsrechtlichen Gebilde bezogen sind. Dies betrifft z.B. die gesamte bei S.L. Senjavskij /W.B. Tel'puchovskij, Rabočij klass SSSR (1938–1965). Moskva 1971, deutsch: Berlin 1974, 28 (Anm.) aufgeführte Literatur zur Geschichte der Arbeiterklasse. Ähnliches gilt für die Geschichte der Bauernschaft und der Intelligencija.Google Scholar

21. Die Zahl der Wissenschaftler mag hier als Indikator dienen: Sie nahm zwischen 1960 und 1970 von 0,345 Mio. auf 0,928 Mio. zu. Dies entspricht einer Steigerung um 162%. Die Zuwächse bei den nationalen wissenschaftlichen Kadern lagen dabei in neun von fünfzehn Fällen über diesem Durchschnitt: die Grossrussen mit 167%, die Ukrainer mit 183%, die Weissrussen mit 198%, die Usbeken mit 224%, die Kasachen mit 245%, die Litauer mit 176%, die Moldauer mit 321%, die Kirgisen mit 225% und die Tadschiken mit 172%. Siehe Narodnoe obrazovanie, nauka i kul'tura v SSSR. Statističeskij sbornik. Moskva 1971, 247, 270. Die spezifische Profilierung der nichtrussischen wissenschaftlichen Intelligenz hat der Verfasser herausgearbeitet in seinem Aufsatz: Das Verhältnis von Politik und Geschichtsschreibung in der Historiographie der sowjetischen Nationalitäten seit den sechziger Jahren, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, 2 (1979).Google Scholar

22. Man kann bestenfalls von der punktuellen Stabilisierung eines russischen Vorsprungs sprechen. Diese Beobachtung deckt sich übrigens mit den Ergebnissen von Brian Silver, Levels of Sociocultural Development, 1974, 1637 passim. (Anm. 15). Zu bedenken sind hierbei die teilweise erheblichen strukturellen Wandlungen im Altersaufbau der nichtrussischen Nationalitäten. Die Anhebung der durchschnittlichen Lebenserwartung in Mittelasien etwa bedeutet eine “Belastung” der Statistik mit Personen geringen Bildungsniveaus. Sie vermag die Unterschiede der Niveaus jedenfalls zum Teil, nicht aber den Entwicklungstrend zu erklären. Er müsste wegen der weit über dem Durchschnitt liegenden Zuwachsraten der Bevölkerungen Mittelasiens eher entgegengesetzt verlaufen, um eine kompensatorische bildungs- und damit zugleich sozialpolitische Tendenz zu belegen.Google Scholar

23. Da in den aggregierten Zahlen der Tabelle 2 auch die “Abbrecher” der einzelnen Ausbildungsgänge enthalten sind, bedarf das Bild noch einer Präzisierung.Google Scholar

24. Die Zahlen für die genannten Nationalitäten lauteten 1970: Auf 1000 Beschäftigte entfielen solche mit Hochschulabschluss-Armenier in der Armenischen SSR 104, Armenier in der Georgischen SSR 72, Aserbaidschaner in der Aserbaidschanischen SSR 78, in der Armenischen SSR 36, Tadschiken in der Tadschikischen SSR 44, in der Usbekischen SSR 40, Usbeken in der Usbekischen SSR 50, in der Kirgisischen SSR 31. Diese statistische “Benachteiligung” nichtrussischer Nationalitäten ausserhalb ihrer Unionsrepublik hat mannigfaltige und von Fall zu Fall unterschiedliche Gründe. Es ist anzunehmen, dass das Fehlen des “Bonus” bei den Nicht-Slawen nicht als einfache Kehrseite jener Ursachen zu sehen ist, die auf der anderen Seite Russen, Ukrainer und Weissrussen begünstigen. Wichtig für unsere Zwecke ist allein die Tatsache, dass der Bonus-Effekt nicht die Regel, sondern die nicht zufällige Ausnahme bildet.Google Scholar

25. Unterdurchschnittlich ist er vor allem dort, wo es grössere rurale Gruppen der Russen gibt: in Kasachstan und in Kirgisien.Google Scholar

26. Dieser Terminus soll hier die technische Intelligenz und die Facharbeiterschaft mitumfassen.Google Scholar

27. Besonders markant trat dieser Affekt in der Forderung des rechten Flügels der Tatarischen Kommunistischen Partei (Sultan-Galiev) hervor, der 1920 für einen Ausschluss Kazańs aus der zu gründenden Tatarischen Republik plädierte. Ähnliche Tendenzen waren auch andernorts, etwa in Baku, Ufa und Orenburg zu beobachten. Siehe Richard Pipes, The Formation of the Soviet Union. Communism and Nationalism 1917–1923. Cambridge, Mass. 1964, 170-171 und passim.Google Scholar

28. Es sei hier nicht verkannt, dass ernstzunehmende sowjetische Sozialwissenschaftler sich über die unterschiedliche Aussagekraft von Vergleichen zwischen Unionsrepubliken, zwischen Ethnien (unionsweit) und zwischen ethnischen Gruppen innerhalbe der einzelnen Unionsrepubliken im Klaren sind. Deutlich wird dies beispielsweise bei Ju.V. Arutjunjans (1972, siehe Anm. 3) Analyse der sozialstrukturellen Veränderungen zwischen 1926 und 1939. Die von ihm verwendeten Zahlen für 1959 lassen freilich zugleich erkennen, dass die sowjetische Statistik zuletzt nicht das notwendige Zahlenmaterial bereitstellt. So ist etwa eine Analyse der nationalen Zusammensetzung der Industriearbeiterschaft nicht möglich. Zwischen den statistischen Erhebungen und dem Forschungsinteresse klafft ganz offensichtlich eine Lücke.-Vernünftige Ansätze einzelner Sozialwissenschaftler können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die grosse Masse der sozialgeschichtlichen Literatur der sechziger und siebziger Jahre nur ganz am Rande zu Aussagen über die Entwicklung der einzelnen Ethnien innerhalb der Unionsrepubliken vordringt, und dies auch dort, wo die Sozialgeschichte der Unionsrepubliken Thema der Darstellung ist.Google Scholar