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Zum Alter der frühen Fachüberlieferungen der indischen Medizin, der Saṃhitā des Caraka, Suśruta und Vāgbhaṭa

Published online by Cambridge University Press:  15 March 2011

Extract

Night ganz unähnlich der allgemeinen Achtung vor der Vereinigung der drei Veden (trayī vidyā) geniesst auf medizinischem Gebiet ein hohes Ansehen die alte Trias (vāddha-trayī), welche aus den Ärzten Caraka, Suśruta und Vāgbhaṭa zusammengesetzt ist. Nach der Überlieferung und in dem Gesichtswinkel der Inder erscheinen diese Medizinlehrer der Vorzeit durchaus als gesehichtliche Persönlichkeiten, wie manche ihrer Vorläufer. Einer jener letzten, Hārāta, bezeichnet Caraka, Suśruta und schliesslich Vāgbhaṭa in ihren Sammellehren als Vertreter der drei Welt-Zeitalter (carakaḥ suśrutas caiva vāgbhaṭaś ca tathā 'paraḥ | mukhyās ca saṃhitā vācyās tisra eva yuge yuge). Die Sachlage, welche die apokryphe Hārtā-Saṃhitā in ihrem Anhang (praśiṣṭa) schildert, lässt sich kritisch unschwer überblicken. Das Zitat beleuchtet aber anderseits auch allgemein den Boden, welchem noch heut die gesehichtliche Einstellung der Inder entspringt, in Bindungen zu ihren überkonimenen Weltanschauungen und Religionen, und nicht so selten unter Anerkennung solcher Richtlinien seitens Beobachter eines westlichen Kulturkreises. In derartigen Materialien erscheint die Grenze zwischen Sage und Geschichte sachlich und zeitlich verwaschen und eine kritische Betrachtung bald in mittelalterliche, bald in neuzeitliche Verhältnisse verworfen. Bei der fast sprichwörtlichen Unsicherheit des Zeitmasses indischer Belange wurde daher folgerichtig der entsprechende Schwerpunkt geschichtlicher Forschung der kritischen Beurteilung des Text-Inhaltes eingereiht. In dieser Richtung laufen die bahnbrechenden und grundlegenden Untersuchungen eines Cordier, Hoernle und Jolly. Die stehengebliebenen Unstimmigkeiten weisen aber auch auf die verschiedenen Möglichkeiten in der Auswertung des Textmaterials und des wenig übersichtlichen Geflechtes seiner Kommentare hin. Bei einem Versuch zur Einebnung des sachlichen Zwiespaltes drängt sich aber immer wieder der Mangel zeitlicher Bestimmungen wie eine Sperre auf für einen Fortschritt und zwingt oft zu einem Verzicht, der für einen Erfolg keiner Erwähnung bedarf.

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Articles
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Copyright © The Royal Asiatic Society 1932

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References

1 Hier wird auf folgende hauptsächlichen arbeiten verwiesen, welche im weitern Verlauf in der Regel nicht besonders zitiert werden.

Cordier: Nagarjuna et l'Uttaratantra de la Suçrutasamhita, Antananarivo, 1896Google Scholar. Vāgbhaṭa et l'Aṣṭāṅgahṛdayasaṃhitā, Besançon, 1896Google Scholar. Quelques données nouvelles à propos des traités médicaux sanscrits antérieurs au XIIIe siècle, Calcutta, 1899Google Scholar. „Vāgbhaṭa;‟: JA. 1901 (cf. Note bibliographique; ibid.).„Récentes découvertes de mss. médicaux sanscrits dans l'Inde;‟: Muséon, 1903. „Introduction à l'étude des traités médicaux sanscrits inclus dans le Tanjur tibétain;‟: BEFEO. 1903.

Hoernle, : „Studies in Ancient Indian Medicine;‟: JRAS. 1906, 1908, 1909Google Scholar. „The Authorship of the Samhita, Charaka;‟: Archiv f. Geschichte d. Medizin, 1908Google Scholar. Studies in the Medicine of Ancient India, pt. i (cf. Introduction, Chronology), Oxford, 1907Google Scholar.

Jolly, : „Zur Quellenkunde der indischen Medizin;‟: ZDMG. 1900, 1902, 1904, 1906Google Scholar. „The Bower Manuscript;‟: ZDMG. 1899, 1913. Grundr. d. Ind.-Ar. Phil. u. Altrtkd. 777/10, Medizin (Zur Quellenkunde), Strassburg, 1901Google Scholar.

Als Textausgaben sind benutzt worden: Caraka-Saṃhitā, ed. Sāstrin, Narendranātha (Lahore, 1929)Google Scholar; abgekürzt, : CaS. Suśruta-Saṃhitā, ed. Śarman, Yādava (Bombay, 1931)Google Scholar; abgekürzt, : SuS. Vāgbhaṭa- Aṣtāṅgasaṃgraha, ed. Pāraśava, Rudra (Trichur, 19241926)Google Scholar = VāS. Aṣṭāṅgahṛdayasaṃhitā, ed. Kunte, A. M. (Bombay, 1925)Google Scholar = VāH. Bhāvamiśra, Bhāvaprakāśa, ed. Vidyāsāgara, Jīvananda (Calcutta, 1875)Google Scholar.

page 790 note 1 Im Traumschlüssel des Jagaddeva (hersg., überstzt. u. komment. v. J. v. Negelein, Giessen, 1912)Google Scholar taucht der Name des Aretes, welcher durch seine Begleiter gesichert ist, als „Herr der Rede‟ auf (Svapnacintāmaṇi 2, 160: suśruta-vācaspati-caraka). Dabei handelt es sich wohl nicht urn einen Hinweis auf die Enstehung des Namens, als vielmehr um eine etymologische Spielerei, wie nicht so selten in der indischen Literatur. Hierzu kann die Erklärung des Namens Caraha vorweg genommen werden. Im Bhāvaprakāsa (S. 6/7) findet sich der späte Niederschlag folgender Legende: Der heilkundige Schlangenfürst Seṣa verkörpert sich im Sohn des vedischen Weisen Viśuddha (des „reinen‟) und wird Caraka genannt, weil er als „Kundschafter‟ gegen die Krankheiten gekommen war.

page 791 note 2 Takakusu, , A Record of the Buddhist Religion, by I-tsing, , 126ff. (Oxford, 1896)Google Scholar.

page 791 note 3 Herr Prof. Wedemeyer hat mich auf meine Bitte dankenswert zu den chinesischen Texten hier und S. 806 beraten, so dass die einschlägigen Ausführungen auf seine Hilfe zurückgehen: sse chi pah shuh sien wei pah pu kin-jih yu jen lüeh wei yih chiah = Dieae acht Techniken bildeten früher acht Abteilungen (Werke), neuerdings hat jemand sie verkürzt, sodass sie einen Band bilden (—sie in einen Band zusammengezogen).

page 792 note 1 Die Länder von Wutien (wu-t'ien chi ti), das fünfgeteilte Indien, in welchem das „neuerdings‟ vollendete Werk des Arztes [āagbhaṭa] so schnell Anklang fand, dürfte mehr oder weniger nur dem Gebiet entspreohen, an welchem der chinesisehe Pilger Anteil nahm. Auch unter der Buohform des Bandes (chiah) ist wohl die chinesische zu verstehen, welche in den Holzdeckeln der indischen ähnelte. Wenn aber I-tsing den Teil indischer Chirurgie, welcher sālāfkya genannt wird, durch Akupunktur umschreibt, so hat er sicherlich seine heimische Medizin im Sinn. Vielleicht ist er durch die indische Wortbildung oder jenes nadelförmige spitze Instrument salāhā, dazu verleitet worden, welches zur Bezeichnung jener Chirurgie Anlass gab und hauptsächlich bei der Staroperation verwandt wurde. Sachlich muss hierzu betont werden, dass die Akupunktur auf den ostasiatischen Kulturkreis beschränkt geblieben ist, jedenfalls der indischen Medizin fremd war. I-tsing ist sich dieser Verhältnisse auch scheinbar etwas bewusst: „In the healing arts of acupuncture and cautery [wegen dieser Anreihung = Moxibustion] and the skill of feeling the pulse China has never been superseded by any country of Gambudvipa (India).‟ Das Fühlen des Pulses, welches hier erwähnt wird, beansprucht gleichfalls Beachtung. Es ist der indischen Medizin ebenso im 7. Jahrhundert fremd und wird von Vāgbhaṭa nicht angegeben (Jolly, , Medizin, 8Google Scholar). Nebenherbemerkt beweist diese Stelle, dass jene Diagnostik nicht aus dem Westen in die indische Medizin Eingang gefunden haben muss. Um 1300 dürfte sie schon allgemein bekannt gewesen sein, weil im Prabandhadntamani des Merutuṇga (ed. Sāstrin, Rāmaeandra, 135Google Scholar; Übers. Tawney, 81) ein Arzt Līla erwähnt wird, welcher den Puls sah oder beobachtete (nāḍīdarśana).

Schwerwiegender sind die Unstimmigkeiten beurteilt worden, welche die Reihenfolge der Teile des Āyurveda im VāS und VāH betreffen gegenilber der Anordnung nach I-tsing, da letzte mit SuS, Sūtra- 1, 7 ff. bisauf einen Wechsel unter zwei Gliedern übereinstimmt. [Das Ergebnis der laufenden Untersuchungen hier dürfte dies auffällige Verhältnis in einem anderen Lichte erscheinen lassen.] Die hierauf beruhenden Bedenken seitens Jolly, (JRAS. 1907, 172175)Google Scholar, ob I-tsing auf Vāgbhata tatsächlich anspielt, hat Hoernle, (JRAS. 1907, 413417)Google Scholar nicht gänzlich beheben können. Aber streng genommen, ist die obige Reihenfolge in der SuS erst durch die Kommentare um die Wende des 1. Jahrtausend gesichert. Dagegen weist die Ānordnung der Teile des Āyurveda wieder neue Abwandlungen auf, mit welchen die SuS in der arabischen Literatur im Jahre 850 auftaucht (cf.Meyerhof, , Isis, 1931Google Scholar, S. 43 d. Separats). Jede einschlägige Beweisführung steht also hierbei auf einem schwankenden Boden. Es nützt hierbei auch nioht eine bodenständige Tradition, in der die Reihe des Āyurveda in zwei Teile zerlegt werden, welehe die fünf ersten sthāna (unter Vereinigung von nidāna- und sārīra-) umfassen und das Uttaratantra in seine vier Hauptgruppen aufiösen (cf. Mukhopādhāya, , Hist, of Ind. Medicine, 589)Google Scholar.

page 793 note 1 Die Handschriften des VāS sind selten, sein Textbestand wird nur durch einen Kommentar — mutmasslich jüngeren Alters — gesichert, durch, Indumati bzw. „ndu‟ (Trichur, 19241926)Google Scholar. Ein unvollstandiges Kommentar (vyālchyā) mit unsicherem Bezug birgt the Government Library Madras (Nr. 13071); ebendort ein homonymisches einschlägiges Wörterbuch (nighaīṭu; Nr. 13256). Damit waren wohl Weiterungen zu den kurzen Ausführungen von Cordier (Museon, 1903, 14/15) erschöpft.

page 793 note 2 Eine gute Übersicht bietet Cordier, JA. 1901, 167 ff. Nebenherbemerkt weicht der Beginn der Textausgabe Trichur von der Bombay 1888, welehe sehr unzugänglich ist, nicht unerheblich ab.

page 793 note 3 Stzgb. Ak. Wiss., Berlin, 1895, 270, 283Google Scholar; ZDMG. 1895, 280–281.

page note 1 de Körös, Csoma, JASB. 1835, 1Google Scholar (cf. Das, auch Sarat Chandra, JASB. 1881, 224 ff.Google Scholar). Über die Anwesenheit von Ärzten in jener Zeit: Laufer, , Die Bruźa Sprache (09) 46Google Scholar.

page 795 note 1 Ḍallana verfasste seinen Kommentar zur SuS etwa im 12. Jahrhundert, Aruṇadatta den seinem zur VāH im Anfang dea 13. Jahrhunderts. Die Zeitangaben entsprechen den Berechnungen von Hoernle, welcher die chronologische Seite der zahlreichen Kommentare der alten medizinischenWerke besonders eingehend bearbeitet hat. Seine Ergebnisse werden auch später benutzt, ohne auf Einzelheiten einzugehen.

page 796 note 2 Edit. Rāmacandra Śāstrin, 314–5: tasya jāmātā 'pi laghubāhaḍaḥ, svasurena bṛhad-bāhaḍena saha rājamandire prayātaḥ.

page 796 note 3 Winternitz, , Gesch. Ind. Litt., ii, 332Google Scholar. Soweit die Medizin in Betracht kommt, erscheint der Palast des Bhoja als ein legendäres Sammelbeeken. Dem König selbst wird eine ärztlich-schriftstellerische Liebhaberei zu geschrieben. Naoh einem ähnlichen Geschichtswerk des 16. Jahrhunderts, , dem Bhoja-Prabandha des Ballāla (Calcutta, 1872, 105)Google Scholar trepanieren die beiden Götter-Ärzte Aśvin den Schädel des Königs wegen Kopfachmerzen; das Motiv ist wohl der bekannten Jīvaka-Legende entnommen.

page 796 note 1 Müller, August, ZDMG. 34, 476Google Scholar (das 12. Buch des Ibn Abî Uṣeibi'a). Flügel, , ZDMG. 11, 151Google Scholar: Asânkir.

page 796 note 2 Meyerhof, , ZDMG 1931, 64Google Scholar.

page 796 note 3 Meyerhof, , Isis, 1931, Separat 44–45Google Scholar.

page 796 note 4 Der oft angeführte Beleg für die Abstammung des Suśruta von Viśvamitra ist legendär im Mahābhārata, Anuśasāna Parva, 4, 55. Winternitz, , Gesch. d. ind. Litt., i, 364Google Scholar, beurteilt zudem das 13. Buch: „Es trägt alle Spuren eines recht modernen Machwerkes an sich‟. Ähnlich ist im Garuḍapurārta(145, 43) der Abschluss der genealogischen Legenden zu bewerten, vor dem Beginn der sogenannten Dhanvantari-Saṃhitā. In der SuS selbst wird die angeführte Abstammung in Cikitsa 2, 3 erwähnt, wobei der Textlaut von Dallana dahin nicht belegt ist; mit dieser Sicherung im Nachtrag: Uttara- 18, 3 und 66, 4. Nach diesen Quellen kann die Genealogie nicht als geschichtlich und alt angesehen werden.

page 797 note 1 Suśrotā nāma medhāvī cāndrabhāgam uvāca ha |.

page 797 note 2 JRAS. 1909, 883 und Bibl. Ind. fasc. 911, 2 (Anm. 3).

page 797 note 3 Vgl. Register zu der Übersetzung: Hertel, , Die zehn Prinzen, Leipzig, 1922Google Scholar.

In einer Inschrift aus Kamboja, auf einer Stele des Königs Yaśovarman (also in einer Zeit, als die SuS auch in arabischen Übersetzungen bekannt wurde) wird Suśruta erwähnt. Veröffentlichung in Notices et extraits des manuscripts de la bibliothèque nationale, etc., xxvii/1, 319 ff. und 391 ff. (Paris, 1885)Google Scholar. Text (398) 49: „suÇcrutoditayā vācā samudācārayā eko vaidydh paratrāpi prajāvyādhiñ jahāra yah ¶‟. Übers. Bergaigne (406/7) 49: „Avec une parole qui était l'expression d'une science excellente [qui avait été prononcé par Suçruta], et dont l'essence était la sagesse, médecin unique en son gendre, il guérissait les maladies de ses sujets, meême pour l'autre monde.‟ Auch hier besteht eine deutliche Betonung des Wortsinnes von dem Namen Suśruta.

page 797 note 4 Vielleicht kann in Suśruta ein ähnlicher Deckname angenommen werden, wie ihn Mādhava (als Abkürzung von Mādhavakara) darstellt; von Hoernle, letzterer wird (JRAS. 1906, 288/9Google Scholar) dem Vṛnda gleichgesetzt.

page 798 note 1 Vgl. Die Medizin im Rg-Veda, 331, 334, 338 (Asia Major, 1930)Google Scholar.

page 798 note 2 In SuS, Sütra 1, 39, 40,3, 3, 29a, 4, 5 wird von den 120 adhyāya gesprochen, welche die 5 sthāna des ersten Anteiles auamaehen (3, 3), das Uttaratantra (1, 40, 3, 29) erscheint als Supplement abgesondert. Anch das (5.) Kalpasthāna schliesst den, ersten, hauptsächlichen Anteil mit einem Hinweis auf die 120 Kapitel ab (8, 140a), worauf das Uttaratantra einleitend wieder anspielt (1, 3), jedoch entgegen dem bisherigen Bezug auf die Lehren des Dhanvantari einen neuen Quellenautor, Nimi, den König von Videha (1, 5a), wenigstens für die nächstfolgenden Kapitel (śālākya-tantra) anführt.

page 799 note 1 Vgl. auch Cordier, , Museon, 1903, 1213Google Scholar.

page 799 note 2 Vgl. Cordier, , Nagarjuna, etc., 23Google Scholar.

page 799 note 3 Sachau, , Alberuni's India, i, 189 (London, 1888)Google Scholar.

page 799 note 4 Menon, Sankara, Bhadanta Nagarjuna's Rasa Vaiseshilca Sutra (Trivandrum, 1929)Google Scholar, Introduction 8:, „It is also seen, that there were in ancient days three or four Nagarjunas who were, curiously enough, all of them physicians and Buddhist Sanyasins.‟

page 800 note 1 Gegen die hohe Datierung Hoernles wendet sich Keith, in ZDMG. 1908, 136Google Scholar.

page 799 note 2 Im vorletzten Kapitel des Bhāvapralkāśa (madhyahkhaṇḍa, S. 189: mūḍhagarbhasya cikitsā) wird nicht mehr der Arzt als Geburtshelfer erwähnt, sondern die Frau (nārī), und zwar soil sie auch bei dem gefürchtetem Absterben des Kindes mit dem Messer (śastra) eingreifen.— Die Berichte über chirurgische Belange in weitester Bedeutung tragen bei den nördlichen und östlichen Nachbarn der Inder einen sagenhaften Charakter, auch beispielsweis in der medizinischen Literatur der Chinesen, wie in der Lebensbeschreibung des chinesischen Arztes Hoa T'ouo (Hübotter, Übers. v., Mittlg. d. Deutsch. Gsllsch. f. Ntr. u. Völkerkd. Ostasiens, 32, Tokyo, 1926)Google Scholar. Immerhin mag, vielleicht unter einer mittelbaren Abhängigkeit von Indien, einmal Anteilnahme für Chirurgie bestanden haben, welche aber nicht bodenstandig wurde (vgl. Die Kranlcheits- und Heilgottheiten des Lamaismus, Anthropos, 1927, 978, Anm. 112)Google Scholar.

page 801 note 1 Yost 3, 6 und Vendīdād 7, 44.

page 801 note 2 Dallana, etwa 12. Jahrhundert, sichert bekanntlioh den gesamten Textbestand der SuS, da die Bhänumatī aus der Mitte des 11. Jahrhunderts von Cakrapäṇidatta nur bis Ende SuS, Sütra reicht; die Hoffnung, dass die vollstäṇdige Handschrift der Bhānumatī aus einer Sammlung in Benares (Cordier, , Museon, 1903, 12Google Scholar) noch gefunden wird, kann wohl begraben werden. Über andere Kommentare vgl. Jolly, , ZDAIG. 1904, 114–16, 1906, 413–68Google Scholar; Hoernle, , JRAS. 1906, 283302, 699–700Google Scholar.

page 801 note 3 In der SuS ist natürlich nicht ausschliesslich die Chirurgie abgehandelt; in ihr ist auch vieles andere Material enthalten, was sich auch in anderen Saṃhitās findet und was sich zeitlich in ein hohes Alter zuruck verfolgen lässt. Inhaltlich erscheint aber die Chirurgie in der SuS nicht nur vorherrschend, sondern sie wird auch zu Beginn (Sütra 1, 7, 8) auffällig an erster Stelle genannt und anschliessend in ihrer Bedeutung betont. Anderseits beschränken sich die kommentierenden Erläuterungen nicht ausschliesslich oder überwiegend auf die chirurgischen Stellen, sondern erstrecken sich über den ganzen Textbestand. Man gewinnt aber doch den Eindruck, welcher oben wiedergegeben ist, dass die Besonderheit der SuS in ihrer chirurgischen Färbung die Häufigkeit der Erläuterungen hervorgerufen hat, welche bei keiner anderen Lehrsammlung der Medizin in diesem Ausmass naehweisbar ist.

page 802 note 1 An sich kommt hierbei nicht die Zeit der Niederschrift des BM in Betracht, sondern jene der Gültigkeit ihres Inhaltes. Es ist aber kaum denkbar, dass im Randgebiet indisoher Kultur und zu Heilzwecken die Nieder- oder Absohrift erfolgt wäre im Gegensatz zu einer Sachlage originaler Art, bei welcher in Mutterlande Indien Suśruta (bzw. die SuS) so allgemein bekannt und geachtet gewesen wäre, wie dies gegen Ende des ersten Jahrtausend nachweisbar ist.

page 803 note 1 „Notes sur les Indo-Scythes‟: JA. 1896, 481.

page 803 note 2 Kauṭilya zeigt in seinem Arthaśästra 13 (edit. Shama Sastry: 33, 15; Übers. J. J. Meyer: 40, 20), dass der Arzt des Konigs sich als‟ Kinderarzt „(kaumārabhrtya) bereits urn die Sehwangerschaft der Königin zu kūmmern hat.

page 804 note 1 Die eigentliche Embryologie beginnt in CaS, Śārīra- 4, 9 mit dem 1. Monat und schliesst unter Einschüben mit dem 10. Monat in 25. Nach der pathologischen Seite der Schwangerschaft wird das Thema in Śärīra- 8 wieder aufgenommen, zumal betr. Abort im 2.-4. Monat (24–25); daran werden Regelwidrigkeiten angegliedert, wie übertrageile (upaciṣṭaka) Schwangerschaft, der „Schlangenbauch‟ (naga-udara). Für den 8. Monat wird das Absterben des Embryo besprochen, dessen Diagnostik zusammengefasst wird 29: mṛta-garbham iti vidyāt. Hier könnte nun eine Behandlung zum eingeengten Vorgang erwartet werden. Diese erfolgt aber nicht, sondern der Einschub, welcher nachfolgend besprochen wird. Auch eine kurze Zusammenfassung für den 2.-7. Monat kann noch als nachträglicher Zusatz oder Vorsatz angesprochen werden zur Rückkehr zum Thema betr. 8. bzw. 9. Monat. Es folgen dann die Vorbereitungen beim Abschluss der Schwangerschaft (Wöchnerinhütte, 32: sütikāgāra, vgl. Arch. Geschichte d. Medizin, 1928, 233 ff.) und die Erörterungen über die Niederkunft selbst und ihre Folgen (ab: 34).

page 805 note 1 Jolly lässt nach Absterben des Embryo folgende „drei verschiedenen Verfahrungsarten anwenden:‟ 1. ein Verfahren zur Loslösung des Fötus von dem Mutterkuchen (Abortivmittel); 2. Bespreehungen und andere im Atharvaveda vorgeschrieben Ceremonien; 3. Herausziehen des Fötus durch einen erfahrenen Operateur‟. Der Text lautet: tasya garbhaśalyasya jarāyu - pātana - karma saṃśamanam ityeke | mantrādi-karma atharvaveda vihitam ityeke | paridṛṣṭa-karmaṇā śalyahartrā haranṇam ityeke |. Jolly übersetzt jarāyu durch Mutterkuchen und kann sich dabei auf die Bedeutung in den Veden und ihren Folgen stützen. In CaS, Śīra- 8, 30 ist die „Eihaut‟ als pars pro toto aufzufassen. Das ergibt sīch aus der Satzkonstruktion: jarāyu ist Nominativ, śalyasya der von diesem Subjekt abhängige Genitiv. Auch der Textinhalt spricht in gleicher Richtung: Die alten Ärzte der Saṃhita unterscheiden bereits Lebeweson (-ja) aus der Eihaut und eine solche aus dem Ei, im Sinn der Eischale (aṇḍda), wie dies aus CaS, Śārīra- 3, 12, 13, 24 hervorgeht (vgl. SuS, Sūtra- 1, 22 u. 30; bis zu einem gewissen Grade auch Śārīra- 2, 54). Wie z.B. beim Vogelei nicht mur die Schale sondern auch der Inhalt einbegriffen ist, so muss oben unter garbhaśalyasya jarayuals Gesamtfrucht — in unentwickeltem Stadium—aufgefasst werden, von welcher das Mittel zur Befreiung (Beruhigung: saṃsamana) eine Ausstossung (pātana) ist, sobald sie krank geworden ist oder Schmerzen macht (nach dieser Bedeutungsrichtung weist śalya-). Unter zwei werden Sprüche u.s.w. aus dem Atharvaveda angewandt, ein alterprobtes Heilmittel bei der Geburtselbst. Und schliesslich wird noch die Entfernung durch einen erfahrenen Chirurgen angeraten, welcher noch durch den alten Namen Pfeilzieher (śalya-hartar) umschrieben wird, ein Ausdruck, welcher im Gegensatz zu dem wissenschaftlich-gebildetem Arzt zu stehen scheint. Es kann nun wohl nicht zweifelhaft sein, dass der Vorgang des Absterbens des Embryoden Einschub im CaS hier äusserlich ausgelöst hat. Es ist jedoch en bloc eine grössere Ausführung eingeschleppt worden. Denn die oben genannten drei Heilmassnahmen stehen in einer inhaltlichen Abhängigkeit zu den drei folgenden diagnostischen Bezügen für den Embryo: 1. āmagarbha = rohe (ungekochte, unentwickelte) Frucht, 2. paripakkct-garbha — umkochte (ausgereifte) Frucht, 3. vimukta-garbha= ausgelöste Frucht. Es ist darnach möglich, dass bei 3 die operative Massnahme sich garnicht auf das Kind, sondern auf die Nachgeburt erstreckt. Dafür besteht aber nicht mehr ein Fachausdruck jarāyu sondern aparā in CaS, Śārīra- 8, 41–42 (ebenso in SuS, Śārīra- 10, 21 und Cikitsa- 15, 17). Endlich kommt noch dazu, dass der Textbestand für CaS hier nicht durch die alte Kommentierung seitons Cakrapāṇidatta gesichert wird. Allgemein ist noch eine Eigenart der CaS zu berücksichtigen, dass bei mehrfachen Lehrmeinungen u.ä. in der Regel eine abschliessende und gültige Stellung eingenommen wird, welche einer Autorität, oft dem Ātreya, in den Mund gelegt wird. Wenn also nach Jolly hier drei verschiedene Verfahren angeführt werden, darunter ein chirurgisches, was sonst in der CaS unbekannt ist, so müsste auch hier eine derartige Beurteilung erwartet werden. Das ist nicht der Fall. Im Gegenteil könnte eine allgemeine Ablehnung aus dem Munde des Ātreya konstruiert werden, wenn der unmittelbar folgende Text in denselben Einschub eingegriffen wird (was allerdings aus inhaltlichen Gründen unwahrscheinlich ist).

page 806 note 1 Infolge einer Reihe von Hindernissen traf die erbetene sinologische Beratung erst nach Abschluss des Manuskriptes ein, wurde aber wegen ihrer Bedeutung nachträglich eingeschoben. Der transkribierte Text lautet: man tsuh shi yüeh sheng yih nan erh sien i ming chung tsung t'ai ch'uh ch'i mu k'u tung sing ming wei cho tsung hoü chan chuan sheng cheh ju shi erh shi che-loh ju shou t'ai chung kiêe ch'i erh i jan hoü nai ch'uh. Bei der umfaasenden Bezeichnung t'ai kann die Übersetzung „Uterus‟ erst spät zugelassen werden, es müsste dann aber ein Kompositum, die Beifügung eines determinativen Schriftzeichens (wie etwa Fleisch), erwartet werden. Nach Ansicht d. Verf. liegt hier also eine begriffliche Parallele mit dem Sanskritwort garbha vor. — Tao (im 4. Ton) = umkehren, umgekehrt etc. heisst in der Belegstelle zweifellos: kommt „umgekehrt‟ heraus. Hinter diesen Worten ist ein Gedankenabsatz anzunehmen; das folgende ist die nahere Schilderung des Ablaufes. — Schwierig ist die Erklärung der Bedeutung des Halbsatzes tsung hou chan chuan. Die nächstliegende Übersetzung für tsung hou wäre: „von hinten‟; hou kann auoh „Geschleohtsteil‟ bedeuten, demnach „aus der Scheide‟. Das Kompositum chan-chuan hat Bedeutungen wie „drehende Bewegung, immer wieder, hin und her, wälzen (z.B. Gedanken)‟, was auf die Mutter zu beziehen wäre. Diese ist im vorhergehenden Halbsatz logisches, und in dem nochmals vorhergehenden Halbsatz das grammatisches Subjekt. In diesem Zusammenhang maeht die Bedeutung von tsung houSchwierigkeiten. Mit Rücksicht auf die temporal-konditionale Abhängigkeit des Halbsatzes ware zu übersetzen: als sie sich „daraufhin‟ walzte, da erfolgte plötzlich die Geburt solchermassen. Ju-shi(solchermassen) bezieht sich wohl auf tao ch'uh (kommt verkehrt heraus), und kann ausdrücken: ehe das Kind in die normale Richtung zurückgekehrt war. Das ch'uh zum Schluss ist intransitiv zu verstehen. Zu der Stellung der Kreisenden trägt Verf. nach: die zugänglichen Schilderungen chinesischer Überlieferung (Hübotter, Shou-shi-pien; Rehmann, Zutey chinesische Abhandlungen liber die Geburtshilfe) reichen nicht in jene alten Zeiten als sichere Quellen hinauf. In CaS, Śārīra- 8, 36–37 ist eine Bettlage boi der Niederkunft anzunehme, SuS, Śārīra-10, 8 und Cikitsā- 15, 9 schreibt deutlioh eine Rückenlagerung vor. Die ursprüngliche und volkstümliche Stellung der Kreisonden wird aber wahrscheinlioh eine hockende gewesen sein (vgl. Arch. Oesch. d. Medizin, 1928, 242 ff. u. 268, Anm. 2; Asia Major, 1930, 342). Auf den tibetischen Lebensradern (bhava-cakra) findet sich zuwcilen eine Goburtsdarstellung, bei welcher sich die Mutter in der Schmerzsteigerung beim Durohschneiden des Kindes von ihrem Bett erhebt und in einer Stollung wie ein werfendes Vieh entbindet; das Kind wird somit von hinten in dem ublichen Tuch (oder Netz) aufgefangen. An diesen Vorgang kann bei der obigen chinesischen Übersetzung gedacht werden, welche indische Verhältnisse schildert.

page 807 note 1 Eine Gefahr bei der Geburt eines umgedrehten Kindes (modern: in Steiss- etc. Lage) besteht in der Regel nicht fur die Mutter, sondern für ihre Leibesfrucht, weil letzte meist ohne Hilfe dabei abstirbt. Um dieser Gefährdung vorzubeugen, erfolgt zur geeigneten Zeit modern die Extraktion. Davon ist aber in der chinesischen Übersetzung mit keinem Wort die Rede, auch nicht in den wahrscheinlich späteren Texten der SuS. Der Leibarzt des Königs lost nur die Nachgeburt. Bei der Kinds-Hülle (crh-i, identisch mit t'ai-i) entspricht also ider Sanskrit-Bezeichnung jarāyu, dem ältesten Ausdruck, mit seinem Bezug zum Vieh. Es soheint, dass Störungen des Abganges der Eihäute (einachliesslich der Placenta) die frühesten Hilfsmassnahmen bedingt haben. Sie bestanden anfangs in den gebrauchlichen Heilliedern, wie dies beispielsweis der Atharvaveda i, 11 zeigt. Daneben, sieherlioh später, hat aber der Heilende am Nabelatrang gezogen oder an diesem hinauf nach der mehr oder weniger gelöaten Placenta gegriffen. Auf dieser empirischen Basis dürfte sich eine Entwieklung der entsprechenden Encheirese vollzogen haben, deren bewusste Technik in der chinesischen Übersetzung nicht gesichert erscheint.

page 808 note 1 Takakusu, l.e., 180.

page 808 note 2 Kielhorn, , IA. 1883, 227Google Scholar: „Bhartrhari also mentions and quotes three times from the Vaidyaha and Charaka.‟

page 808 note 3 Vgl. Cordier, hierzu, Museon, 1905, 10Google Scholar.

page 809 note 1 Hoernlo, (JASB 1897, 297, 279)Google Scholar sieht auch in Macartney-Manuskript 23a, 2 eine Entlehnung aus CaS, Sūtra 15, 19, welche sich trotz abweichenden Textes auf die Erwähnung des seltenen Wortes rājamātra allein stützt. Auch diese Stütze auf das Einzelwort hin ist von Cordier, (Museon, 1903, 2223Google Scholar) erschüttert worden durch den Nachweis vieler weiterer Belege, auch ausserhalb der CaS.

page 811 note 1 Die stereotype Abschlussformel findet sich im Sūtra-, Nidāna-, Vimāna-, Śārīa- und Gikitsā- 1, 2 (versprengt in 27–30), sowie im Kolophon des Gesamtwerkes.

page 811 note 2 Im Rest des Cikitsā-, Kalpa- und Siddhi-. Die SuS braucht regelmässig als Angabe ihres Quellenortes: Suśruta-saṃihitāyam.

page 812 note 1 In den Kolophonen des Sūtra-sthāna der CaS wird das sūtra regelmässig śloka, das eigentliche Versmass der epischen Dichtung, genannt. Das Sūtrasthāna wird gebräuchlich inhaltlich als Lehrsātze von prinzipielle Bedeutung — etwa im Sinne einer Propädeutik — aufgefasst. Die Benennung śloka weist zum mindesten auf die grundlegende Anschauung und Wertung. Das Sūtrasthāna der CaSumfasst 7 (bzw. rudimentär 8) Abhandlungen in je vier adhyāya sehr verschiedenartigen Materials, die einzeln und in ihrer Vereinigung wohl als tantra betrachtet werden können. Die oben beanstandete unrichtige Wertung fur sūtra entspringt einem modernen Gesichtswinkel, aus welchem heraus auch die Anführung von Autorennamen nicht ganz in der alten Eigenart immer verstanden wurde. Es ist sehr beachtlich, wenn bei dem beruhmten Agniveśa, welcher ausserordentlich häufig in der CaS genannt wird, Schluss, zum (Siddhi- 12, 93)Google Scholar der Namensanteil agni durch das gleichbedeutende Wort vahni ausgetauscht wird, so dass der Name Vahniveśa ensteht. Und wenn der hauptsächliche Medizinlehrer Ātreya in sieben Formen angefuhrt wird (Cordier, , Origines, 81)Google Scholar, so beweisen solche Beobachtungen, wie wenig festumrissene geschichtliche Personen hier in den alten Anschauungen bestehen, und dass manche Momente in den Namen mitschwangen, welche nur aus einem modernen Gesichtwinkel als nebensächlich erscheinen.

page 812 note 2 Die Textstelle ist deshalb alt, weil sie in den anderen alten Überlieferungen nicht nur Parallelen besitzt, sondern auch darum, weil sie dem Autor — wahrscheinlich Drḍdhabala — zum Sprungbrett dient, urn seine sehr ausführlichen Lehren für den ärztlichen Redekampf anzubringen.

page 812 note 3 bhiṣag bubhūṣuḥ śāstram eva āditalḥ parīkṣeta ‖ vividhāni hi śāstraṇi bhiṣsajāṃ pracaranti loke.

page 813 note 1 Der Sonderabsehnitt von den Eigenschaften des Schiilers beginnt erst Vimāna- 8, 9, wobei auch hier Anforderungen an die Fähigkeiten des Gedächtnisses bzw. des Rezitierens vorangesetzt sind. Die Schüler der 3 Kasten werden SuS, Sūtra- 2, 5 angeführt, wo merkwürdigerweise — und zwar bereits in dem Kommentar Nibandhasaṃgraha — auch die 4. niederste Kaste (der Śūdra) unter gewissen Vorbedingungen als zugelassen gilt.

page 814 note 1 Aus Indiens Kultur, Garbe, Festgabe Richard von, Lüders, , Medizinische Sanskrittexte aus Turkistan, 151Google Scholar: „bhedasamghitāyān‟; es handelt sich in dieser Textstelle um den Kolophon des Nidānasthānader Bheṃasaṃhitā, welche sonst nur in einer Handschrift um 1650 erhalten und niemals von fachindologischer Seite als apokryph bewertet worden ist.