Hostname: page-component-78c5997874-mlc7c Total loading time: 0 Render date: 2024-11-19T03:39:34.305Z Has data issue: false hasContentIssue false

Die Stellung der Schrift ‘Über die Philosophie’ in der Gedankenentwicklung des Aristoteles

Published online by Cambridge University Press:  23 December 2013

Paul Wilpert
Affiliation:
Thomas-Institut, Köln-Lindenthal

Extract

Zu den erregendsten Zeiten der Geistesgeschichte gehören sicher die zwei Jahrzehnte, in denen Aristoteles zunächst in der Schule Piatons seine philosophische Anregung empfing, um sich dann von seinem Lehrer und von der platonischen Akademie zu lösen und sein eigenes System dem seines Lehrers gegenüberzustellen.

Die folgenden Jahrhunderte richteten ihren Blick ausschlieβlich auf die ausgebildeten Systeme dieser beiden groβen Denker. Entweder stellte man ihre Ansichten als gegensätzlich einander gegenüber oder man trachtete sie irgendwie miteinander zu vereinigen. Das hatte zur Folge, daβ gerade die Jahre, da beide als Lehrer und Schüler sich begegneten, für uns in Dunkel gehüllt sind.

Wir besitzen zwar das literarische Werk Piatons, aber wir wissen wenig von seinem mündlichen Unterricht und von dem Lehrbetrieb seiner Schule. Und gerade die Reihenfolge seiner Spätschriften, die eben in die zwei Jahrzehnte fallen, da Aristoteles in der Akademie war, können wir immer noch nicht mit Sicherheit bestimmen. Aristoteles kannte natürlich die Schriften seines Lehrers, aber er war nicht auf sie angewiesen, um zu wissen, welche Ansichten Piaton vertrat. Wir wissen auch, daβ er selbst die Lehre der Akademie in Schriften vertreten hat, die teilweise im Altertum weit verbreitet und berühmt waren. Wir wissen freilich auch, daβ er in anderen seiner Schriften die Lehren Piatons bekämpfte und seine gegenteilige Ansicht begründete. Wir haben aber von diesen Schriften nur geringe und unzusammenhängende Bruchstücke. So stehen wir bei der Erforschung dieses Zeitraums, dessen Kenntnis uns doch helfen könnte, sowohl Piaton wie Aristoteles besser zu verstehen, vor groβen Schwierigkeiten.

Type
Research Article
Copyright
Copyright © The Society for the Promotion of Hellenic Studies 1957

Access options

Get access to the full version of this content by using one of the access options below. (Log in options will check for institutional or personal access. Content may require purchase if you do not have access.)

References

1 Plato's Theory of Ideas, Oxford, 1951.

2 Die aristotelische Schrift ‘Über die Philosophie’, Autour d'Aristote. Recueil d'études de philosophie ancienne et médiévale offert à A. Mansion. Louvain, 1955, pp. 99116.Google Scholar

3 fr. 9 Rose; 11 Walzer; 11 Ross.

4 Aristoteles, pp. 125–70.

5 fr. 6 Rose, Walzer, Ross; fr. 26 Rose, Walzer, Ross.

6 Bignone, z.B. E., L'Aristotele perduto, II, pp. 335538.Google ScholarFestugière, A.-J., La révélation d'Hermès Trismégiste II, pp. 218–59.Google ScholarAllan, D. J., The Philosophy of Aristotle, pp. 21–9.Google ScholarSaffrey, H. D., Le Περὶ Φιλοσοφίας d'Aristote et la théorie Platonicienne des idées nombres. Leiden, 1955.Google Scholar

7 Zwei aristotelische Frühschriften über die Ideenlehre, p. 23.

8 Die aristotelische Schrift ‘Über die Philosophie’ (cf. n.2).

9 fr. 8 Ross.

10 Philoponus, In Nicom. Isagogen 1, 810Google Scholar Hoche; Ascl. In Arist. Met. 3, 30–4 Hayduck.

11 Cf. E 1, 1026 a 13; a 29; Λ 1, 1069 a 36; Ross, W. D., Aristotle's Metaphysics, Introd., pp. lxxvii–lxxix.Google ScholarJäger, , Aristoteles, pp. 225–8.Google Scholar

12 Met. A 1, 981 b 13.

13 Wahrscheinlich geht auch der Kommentar des Asclepius zu dieser Stelle auf ‘Über die Philosophie’ zurück, deren Material er freilich sehr frei ausgestaltet. cf. Festugière, l.c., pp. 587–9.

14 Met. M 1, 1076 a 8; 9, 1086 a 21.

15 Wilpert, Vgl. P., Zwei aristot. Frühschriften, pp. 5297.Google Scholar

16 l.c., p. 26.

17 Aristoteles zitiert selbst in De an. II, 2. 404 b 19 die Schrift ‘Über die Philosophie’ neben dem Timaios als Beleg für eine platonische Lehre. Vgl. Saffrey, l.c.

18 Cf. Allan, l.c., pp. 26, 75, 93.

19 404 b 19; cf. Saffrey, p. 48, n. 1.

20 2, 5–7 Hoche.

21 Ein zweites Zeugnis über ein Abgehen des Verfassers von der Lehre Platons könnte in der bekannten Cicerostelle De nat. deor. I 33 (fr. 26 Rose, fr. 26 Walzer, fr. 26 Ross) gesehen werden, die sich ausdrücklich auf das dritte Buch beruft. Wenn ich auch mit Ross u. Festugière (l.c., p. 243, n. 1) zur Ablehnung der Konjektur von Manutius neige, so läβt sich doch eine endgültige Entscheidung über die Lesart des Textes nur aus einer Gesamtinterpretation der kosmologischen Gedanken des dritten Buches und der Auffassung des Epikureers bei Cicero treffen.

22 Cf. Ross, W. D., Aristotle's Metaphysics, Introduction, pp. lxxi–lxxvi.Google Scholar