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Published online by Cambridge University Press: 07 August 2014
Wandgliederungen durch Pfeiler und Nischen bilden in der durch die Lehmziegelbauweise geprägten Architektur des Alten Orients seit dem sechsten Jt. v. Chr. ein weit verbreitetes Phänomen. In meinem Beitrag möchte ich stellvertretend für viele andere einige Beispiele früher Pfeiler-Nischen-Architektur aus Tepe Gawra und Telul eth-Thalathat erörtern, zwei wichtigen prähistorischen Siedlungen im Umland von Ninive. Tepe Gawra liegt rund 20 km nordöstlich von Ninive in einer Ebene zwischen dem Tigris und der Fußzone des Zagros, Telul eth-Thalathat dagegen etwa 60 km weiter westlich in der Sinjar-Ebene. Die im folgenden vorzustellenden Architekturbefunde überspannen einen Zeitraum von der Ubaid- bis zur Ninive V-Periode. Insbesondere die lange Schichtensequenz von Tepe Gawra ist dabei hinsichtlich der Genese der frühen Pfeiler-Nischen-Architektur in Nordmesopotamien von hoher Aussagekraft, da sie nicht bloß einige wenige Gebäude, sondern eine auf größerer Fläche ergrabene Siedlung umfaßt.
Die Schichten XX–XV des Tepe Gawra datieren in die ausgehende Halaf- und die Ubaid-3-Zeit. Mehrere Rundbauten aus den Schichten XX und XVII (Abb. 1) zeigen zungenartige Vorsprünge an den Mauerinnenseiten, die offenbar bautechnisch zu erklären sind.3 Die Vorsprünge dürften als Stützen der Wand- und Dachkonstruktion, sowie teilweise vielleicht auch als Raumteiler gedient haben. Ähnliche Gliederungen an Rundbauten kennt man ebenfalls aus Telul eth-Thalathat. Dort begegnen sie auf Tell II an der Circular Construction H-R. 1 und im Bereich des Locus E-R. 1 (Abb. 2). Beide Belege aus Telul eth-Thalathat datieren in die Phase Ubaid 3, entstammen also der gleichen Zeit wie die Gliederungen aus Tepe Gawra.