Ein unveröffentlichter Brief Friedrich Engel's an Richard Fischer
Published online by Cambridge University Press: 18 December 2008
Im Januar 1895 war der Geschäitsführer des Verlags „Buchhandlung Vorwärts”, Richard Fischer, „beim Durchblättern alter Zeitungen” auf Marxens Artikel „Die Juniniederlage 1848”, „Der 13. Juni 1849” und „Folgen des 13. Juni 1849” gestoβen, welche 1850 in den ersten drei Heften der Neuen Rheinischen Zeitung. Politisch-ökonomische Revue erschienen waren. Am 30. des Monats bat er Engels in einem Brief um dessen Zustimmung zur Herausgabe der völlig unbekannten Marxschen Arbeit in Form einer Broschüre. Gleichzeitig ersuchte er ihn, eine Einleitung dazu zu verfassen. Da Fischer die Schrift spätestens im März herausbringen wollte – er hielt Engels vor Augen, daβ nach einer möglichen Annahme der Umsturzvorlage das Erscheinen der Marxschen Arbeit in Frage gestellt sei –, drängte er auf eine umgehende definitive Antwort. Engels monierte zwar am 2. Februar die Art und Weise, in der er zeitlich unter Druck gesetzt würde, stimmte aber dem Plan Fischers zu und versprach, die gewünschte Einleitung in Angriff zu nehmen. Darüber hinaus erweiterte er die Marxschen Artikel um jene Abschnitte aus der „Revue” des fünften und sechsten Heftes der Neuen Rheinischen Zeitung, die die Ereignisse in Frankreich behandelten. Aus drei Vorschlägen, die Engels machte, wählte Fischer den Titel „Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850”.
page 177 note 1 Richard Fischer an Engels, 9.2.1895, IISG, Marx-Engels-Nachlaβ, L 1848.
page 177 note 2 Ebenda, L 1852.
page 178 note 1 Vgl. Engels, Friedrich' Briefwechsel mit Karl Kautsky, hrsg. und bearb. von Benedikt Kautsky, Wien 1955, S. 426.Google Scholar
page 178 note 2 Rjazanow, N., Engels' Einleitung zu Marx' „Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848–1850”, in: Unter dem Banner des Marxismus, I, 1925, S. 160–165.Google Scholar
page 178 note 3 Braun, Adolf an Kautsky, Karl, 5.10.1908, IISG, Kautsky-Nachlaβ, D VI, 292.Google Scholar
page 178 note 4 Im übrigen ist es nicht möglich, daβ sich Braun hier auf die entstellte Wiedergabe der Engelsschen Gedanken im Vorwärts vom 30. März 1895 bezogen hat (vgl. Engels, an Kautsky, , 1.4.1895, in: Fr. Engels' Briefwechsel mit Karl Kautsky, a.a.O., S. 429f.Google Scholar, und Engels an Paul Lafargue, 3.4.1895, in Marx-Engels, , Ausgewahlte Briefe, Berlin (O) 1953, S. 586L)Google Scholar, da Fischer nichts damit zu tun hatte, sondern sich im Gegenteil scharf vom Vorgehen Liebknechts distanzierte. Vgl. den Brief an Engels vom 6.4.1895, wo es u.a. heiβt: „Was nun die. Besprechung' im Vorwärts anbetrifft, so reden wir ja darüber noch. Du wunderst Dich eben noch über den „V.” – das habe ich mir längst abgewöhnt – ich wunderte mich nur dann, wenn er einmal auf der Höhe seiner Aufgabe stäunde. Das ist aber nicht zu fürchten, solange die Chefredaktion dauert.” (IISG, Marx-Engels-Nachlaβ, L 1857.)
page 178 note 5 Vgl. z.B. Gneuss, Christian, Um den Einklang von Theorie und Praxis, in: Marxismusstudien, zweite Folge, Tübingen 1957, S. 202.Google Scholar
page 178 note 6 Bernstein, Eduard, Richard Fischer zum Gedächtnis, in: Sozialistische Monatshefte, XXXII. Jahrg., Bd. 63, 1926, S. 676f.Google Scholar
page 179 note 1 Vgl. Mayer, Gustav, Friedrich Engels, Bd. II, Den Haag 1934, S. 567.Google Scholar
page 179 note 2 Siehe hierzu Marx, Karl und Engels, Friedrich, Werke, Bd. 22, Berlin (O) 1963, S. 644, Anm. 433.Google Scholar
page 179 note 3 August Bebels Briefwechsel mit Friedrich Engels, hrsg. Blumenberg, von Werner, 's Gravenhage 1965, S. 795–797.Google Scholar
page 180 note 1 Ebenda, , S. XL, Anm. 57Google Scholar. Im übrigen kann ich – wie im folgenden ersichtlich ist – nicht der Interpretation Blumenbergs folgen, der eine grundsätzliche Übereinstimmung zwischen Engels auf der einen und Bebel sowie dem Parteivorstand auf der anderen Seite als gegeben annimmt.
page 180 note 2 Nach den relativ sachlichen Anmerkungen in Marx-Engels, , Werke, a.a.O., Bd. 22, S. 644fGoogle Scholar. jetzt wieder in Bd. 2 der Geschichte der deutschen Arbeiter– bewegung, Berlin (O) 1966, S. 59.Google Scholar
page 181 note 1 Bebel.
page 181 note 2 Singer.
page 181 note 3 Ignaz Auer.
page 181 note 4 Die Stelle „bei unserem Zensorenamte” wurde von Bernstein ausgelassen, ohne daβ diese Auslassung als solche kenntlich gemacht wurde.
page 181 note 5 Von Bernstein fälschlich als „vermeiden” entziffert.
page 181 note 6 Dr. Victor Rintelen, Reichstagsabgeordneter des Zentrums; DrSpahn, Peter, Zentrumspolitiker, Mitglied des Reichstages, 1917–1918 preuβGoogle Scholar. Justizminister. Zwischen der ersten Beratung der Umsturzvorlage im Reichstag im Dezember 1894 und im Januar 1895 sowie der zweiten Beratung im Mai 1895 wurde in der Kommission unter maβgeblichem Einfluβ des Zentrums die Regierungsvorlage zu einem Gesetzentwurf zum Schutze von Sitte und Religion umgemodelt. Spahn war einer der Wortführer des Zentrums in der Kommission.
page 182 note 1 Hier endet der Bernsteinsche Abdruck.
page 183 note 1 Im ursprüngl. Manuskript heiβt es: „Wo es sich um eine vollständige Umgestaltung der gesellschaftlichen Organisation handelt, da müssen die Massen selbst mit dabei sein, selbst schon begriffen haben, worum es sich handelt, für was sie mit Leib und Leben eintreten”. Der Vorstand wollte wohl den letzten Teil des Satzes streichen, Engels ersetzte ihn durch „für was sie eintreten sollen”.
page 183 note 2 Es handelt sich um die Stelle des Manuskripts:„… überall ist das unvorbereitete Losschlagen in den Hintergrund getreten.”
page 183 note 3 Es läβt sich rekonstruieren, daβ der Vorstand Engels ungefahr folgende Version vorgeschlagen hat: „… überall ist das Schlagwort vom unvorbereiteten Losschlagen in den Hintergrund getreten.”
page 183 note 4 Vgl. hierzu den Text und die 2. Fassung in Marx-Engels, , Werke, a.a.O., Bd. 22, S. 525.Google Scholar
page 183 note 5 Vgl. Ebenda, , S. 526.Google Scholar
page 184 note 1 Albert von Boguslawski (1834–1905), Offizier und Militärschriftsteller, unterdrückte 1889 als Kommandeur der 21. Infanteriebrigade in Schlesien im Zusammenhang mit dem Bergarbeiterstreik ausgebrochene Unruhen mit Waffengewalt. 1891 wurde er im Range eines Generalleutnants verabschiedet. Engels bezieht sich hier mit gröβter Wahrscheinlichkeit auf die Anfang 1895 erschienene Schrift Boguslawskis „Vollkampf nicht Scheinkampf. Ein Wort zur politischen Lage im Innern”, die gegen die Sozialdemokratie gerichtet war und den Staats-streich von oben propagierte.
page 184 note 2 Auf den in Fraktur gesetzten Druckfahnen (Marx-Engels-Nachlaβ, H 153) findet sich einmal (Fahne 10) der Name Boguslawski mit „Schluβ-s”, die entsprechende Stelle ist von Engels korrigiert.
page 184 note 3 Engels bezieht sich hier auf den Fall des Grenadiers Thröner, welcher den Dienst mit der Waffe verweigert hatte. Thröner gehörte der radikalen Mennonitengemeinschaft der „Fröhlichianer” an. Zum „Fall Thröner” vgl. Theologischer Jahresbericht, Bd. 15, 1895Google Scholar, Braunschweig 1896, S. 337.Google Scholar
page 185 note 1 Auf dem Wydener Kongreβ 1880 wurde auf Antrag Schlüters aus Absatz II des Gothaer Programms – „Von diesen Grundsätzen ausgehend, erstrebt die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands mit alien gesetzlichen Mitteln den freien Staat und die sozialistische Gesellschaft, die Zerbrechung des ehernen Lohngesetzes durch Abschaffung des Systems der Lohnarbeit, die Aufhebung der Ausbeutung in jeder Gestalt, die Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit” – das Wort „gesetzlich” gestrichen.
page 185 note 2 Betr. die seit 1893 mit aller Schörfe geführten Wahlrechtskämpfe in österreich. Bebel wies im Brief vom 11. März jeden Vergleicb. zwischen der Situation in Österreich und der in Deutschland als unzulassig zurück.
page 185 note 3 Alles weitere bis zum Schluβ des Absatzes wurde von Bernstein nicht veröffentlicht. Die Auslassung ist von ihm kenntlich gemacht worden.
page 186 note 1 Das folgende bis zum Schluβ des Absatzes wurde von B. ausgelassen ohne irgendeinen Hinweis darauf.
page 186 note 2 Dieser Vergleich stammt augenscheinlich von dem mit Fischer eng befreundeten Ignaz Auer. Im Revisionismusstreit von Auer auf Bernsteins Initiative angewandt, wurde der Satz „So was sagt man nicht, so was tut man” zum Programm der Praktiker in der Partei.
page 186 note 3 Wilhelm Liebknecht.
page 186 note 4 Bebel.
page 186 note 5 Der ganze vorhergehende Absatz wurde von B. nicht abgedruckt.
page 186 note 6 Hier endet der Bernsteinsche Abdruck.
page 187 note 1 Marx-Engels, , Werke, a.a.O., Bd. 22, S. 525.Google Scholar
page 187 note 2 Engels, an Kautsky, , 8.11.1884, Fr. Engels' Briefwechsel mit Karl Kautsky, a.a.O., S. 154.Google Scholar
page 187 note 3 Schon im Anschluβ an die Reichstagswahlen von 1877 hat Engels in einem Brief an Bignami, den Redakteur der Mailander sozialistischen Zeitung La Plebe, seine Auffassung über die durch das Wahlergebnis beweisbare sozialistische Unterwanderung speziell der Heeresreserven dargelegt (Marx-Engels, , Werke, a.a.O., Bd. 19, S. 891).Google Scholar
page 187 note 4 Engels, Fr., Der Sozialismus in Deutschland, Marx-Engels, Werke, a.a.O., Bd. 22, S. 251Google Scholar. Zusammenstellung aller Belege in meiner in der Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung erschienenen Arbeit „Sozialismus und deutsche Sozialdemokratie. Zur Ideologie der Partei vor dem 1. Weltkrieg”.
page 188 note 1 Vgl. den Brief an Bignami, den Aufsatz „Der Sozialismus in Deutschland”, den Beitrag „Was nun?” in der Festnummer des „Sozialdemokrat” anläβlich der Wahl (Nr. 10, 8.3.1890) sowie den Brief an Liebknecht vom 9.3.1890 (Liebknecht, W., Briefwechsel mit Karl Marx und Friedrich EngelsGoogle Scholar, hrsg. und bearb. Eckert, von Georg, Den Haag 1963, S. 366).Google Scholar
page 188 note 2 Engels, an Liebknecht, , 9.3.1890, ebenda, S. 367.Google Scholar
page 188 note 3 Sten. Ber., IX. Leg. III. Sess., 1894–1895. Bd. 3, S. 2172fGoogle Scholar.
page 188 note 4 Vgl. z.B. die Ausführungen Grillenbergers vom Februar 1891 im Reichstag (Sten. Ber. VIII. Leg., I. Sess. 1890–1891. Bd. 3, S. 1776, 1805Google Scholar).
page 188 note 5 Bebel, an Engels, , 11.3.1895, a.a.O., S. 795f.Google Scholar