Book contents
- Frontmatter
- Contents
- Cap. I Einleitung
- Cap. II Allgemeines über das wesen der sprachentwickelung
- Cap. III Der lautwandel
- Cap. IV Bildung der auf die sprache bezüglichen vorstellungsgruppen und wirksamkeit dieser gruppen
- Cap. V Zerstörung und verwirrung der gruppen durch laut- und bedeutungswandel
- Cap. VI Reaction gegen die zerstörung und verwirrung der gruppen
- Cap. VII Bedeutungsdifferenzierung
- Cap. VIII Verschiebungen in der gruppierung der etymologisch zusammenhängender wörter
- Cap. IX Der positive wert der isolierung
- Cap. X Urschöpfung
- Cap. XI Die scheidung der redeteile
- Cap. XII Die spaltung in dialecte
- Cap. XIII Sprache und schrift
- Cap. XIV Die gemeinsprache
Cap. III - Der lautwandel
Published online by Cambridge University Press: 29 August 2010
- Frontmatter
- Contents
- Cap. I Einleitung
- Cap. II Allgemeines über das wesen der sprachentwickelung
- Cap. III Der lautwandel
- Cap. IV Bildung der auf die sprache bezüglichen vorstellungsgruppen und wirksamkeit dieser gruppen
- Cap. V Zerstörung und verwirrung der gruppen durch laut- und bedeutungswandel
- Cap. VI Reaction gegen die zerstörung und verwirrung der gruppen
- Cap. VII Bedeutungsdifferenzierung
- Cap. VIII Verschiebungen in der gruppierung der etymologisch zusammenhängender wörter
- Cap. IX Der positive wert der isolierung
- Cap. X Urschöpfung
- Cap. XI Die scheidung der redeteile
- Cap. XII Die spaltung in dialecte
- Cap. XIII Sprache und schrift
- Cap. XIV Die gemeinsprache
Summary
Um die erscheinung zu begreifen, die man als lautwandel zu bezeichnen pflegt, muss man sich die physischen und psychischen processe klar machen, welche immerfort bei der hervorbringung der lautcomplexe stattfinden. Sehen wir, wie wir hier dürfen und müssen, von der function ab, welcher dieselben dienen, so ist es folgendes, was in betracht kommt: erstens die bewegungen der sprechorgane, wie sie vermittelst erregung der motorischen nerven und der dadurch hervorgerufenen muskeltätigkeit zu stande kommen; zweitens die reihe von empfindungen, von welchen diese bewegungen notwendigerweise begleitet sind, das bewegungsgefühl, wie es Steinthal nennt; drittens die in den hörern, wozu unter normalen verhältnissen allemal auch der sprechende selbat gehört, erzeugten tonempfindungen. Diese empfindungen sind natürlich nicht bloss physiologische, sondern auch psychologische processe. Auch nachdem die physische erregung geschwunden ist, hinterlassen sie eine bleibende psychische wirkung, erinnerungsbilder, die von der höchsten wichtigkeit für den lautwandel sind. Denn sie allein sind es, welche die an sich vereinzelten physiologischen vorgänge unter einander verbinden, einen causalzusammenhang zwischen der frühern und spätern production des gleichen lautcomplexes herstellen. Das erinnerungsbild, welches die empfindung der früher ausgeführten bewegungen hinterlassen hat, ist es, vermittelst dessen die reproduction der gleichen bewegungen möglich ist. Bewegungsgefühl und tonempfindung brauchen in keinem innern zusammen hange unter einander zu stehen. Beide gehen aber eine äusserliche association ein, indem der sprechende zugleichsich selbst reden hört. Durch das blosse anhören anderer wird das bewegungsgefühl nicht gegeben, und somit auch nicht die fähigkeit den gehörten laut-complex zu reproducieren, weshalb es denn immer erst eines suchens, einer einübung bedarf, um imstande zu sein einen laut, den man bis dahin nicht zu sprechen gewohnt ist, nachzusprechen.
- Type
- Chapter
- Information
- Principien der Sprachgeschichte , pp. 40 - 60Publisher: Cambridge University PressPrint publication year: 2009First published in: 1880