Mein verehrter Vorgänger als Präsident unserer Societas, Père Benoit, hat uns im vergangenen Jahr durch eine anschauliche Schilderung der Erlebnisse eines Knaben bei der Besichtigung eines Ozeanriesen die Gefahr vor Augen gestellt, die uns alle immer wieder bei unserer wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Neuen Testament bedroht, daß wir nämlich über der Fülle des unvermeidlichen wissenschaftlichen Stoffes nicht mehr die Zeit and Ruhe finden, die Texte selber wirklich zu uns sprechen zu lassen. Er konnte uns freilich gegen diese Krankheit auch kein Allheilmittel anbieten, hat uns stattdessen aber zu einem Ausblick eingeladen, der die großen Themen der paulinischen und johanneischen Theologie zu einander in Beziehung setzte. Wenn ich Sie heute dazu einlade, diesen Vergleich nach rückwärts fortzusetzen und die Theologie des Paulus neben die Verkündigung Jesu zu stellen, so kann ich mich eines doppelten Unbehagens nicht erwehren. Einerseits muß ich mir die Frage stellen, ob man einem so weit ausgreifenden und schwierigen Thema in der kurzen Zeit eines Vortrags überhaupt gerecht werden kann, selbst wenn man sich das Ziel einer Weiterführung der Probleme gar nicht steckt. Andererseits aber muß ich befürchten, daß Sie mir die Frage stellen, ob mit der Behandlung dieses Themas nicht ein Problem wieder aufgerollt wird, das einmal vor einem halben Jahrhundert aktuell gewesen ist, das aber heute nicht mehr im Zentrum des Interesses steht and als erledigt angesehen werden sollte.