Gellert beendet den ersten Teil seines Romans mit der Rückkehr des totgeglaubten Grafen von G. aus sibirischer Gefangenschaft. Das zufällige und glückliche Wiedersehen des Grafen mit seiner Gemahlin ruft jedoch einige “Bestürzung” hervor, denn die Gräfin hatte sich inzwischen mit dem Herrn R., dem besten Freund des Grafen, vermählt. Herr R. fühlt sich deshalb genötigt, dem zurückgekehrten Freund folgendes Bekenntnis zu machen: “Ich habe Sie durch die unschuldigste Liebe so sehr beleidigt, als ob ich Ihr Feind gewesen wäre. Ich habe Ihnen Ihre Gemahlin entzogen … Ihre Gegenwart aber verdammt nunmehr das sonst so tugendhafte Band.” Die Gräfin von G., nicht weniger bekümmert und verstört, eröffnet den zweiten Teil ihrer Lebensgeschichte mit einer ähnlich selbstquälerischen Reflexion: “und eben zu der Zeit, da er mich so brünstig geliebt und alles für mich gefühlt hat, was nur sein Elend hat vergrößern können, habe ich in den Armen eines andern Gemahls der Freuden der Liebe und des Lebens genossen. Wie viel tausend Thränen hat mich dieser Gedanke schon gekostet, und wie oft bin ich vor meiner unschuldigen Liebe zu dem Herrn R. als vor einem Verbrechen erröthet” (iv, 256 f.).