Die Jahrhundertwende ist die Spätzeit der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Dichtung. Immer mehr lösen sich die sozialen, geistigen und ethischen Formen auf, denen der Mensch vergangener Epochen eingegliedert war. “In solchen Zeitaltern vereinsamt der geistig Schaffende auf eine eigentümliche Art.” Der Künstler sieht sich der Hülle einer schützenden Tradition beraubt, unter der er seine Werke gestalten könnte. Es erwacht in ihm die Sehnsucht nach einer neuen Daseinsform. Typisch für das fin-de-siècle war diese gemeinsame Not und Sehnsucht, und daß es sonst so wenig Gemeinsames hatte. So geschah es, daß gerade die bedeutendsten Männer der Jahrhundertwende, Nietzsche, George, Hofmannsthal, Rilke oder Dehmel, zu Suchern und “Pilgern” wurden. Doch auch in den Reihen der kleineren Geister verbreitete sich eine angstvolle Unruhe, bis es schließlich kurz vor dem Kriege zu einem allgemeinen, verzweifelten Aufbruch kam. In der Literaturgeschichte pflegt man diese Bewegung als Expressionismus zu bezeichnen.