Die besondere Eigenart von Gottfried Kellers Erzählungskunst ist die Bildlichkeit und die dadurch bedingte Anschaulichkeit seiner Sprache. Wir finden in seiner Sprache alles, vom einfachen Wortvergleich, wie er uns häufig in der Umgangssprache entgegentritt, bis zum weitausgesponnenen ungewöhnlichen Gleichnis. Das alltägliche stereotype Bild wechselt mit dem eigenartigsten und phantasievollsten, dem derben naturalistischen Vergleich folgt ein feiner poetischer, dem malerisch farbigen ein gehaltvoll symbolischer. Selbst der flüchtige Leser wird immer wieder von der Wahrheit oder Schönheit eines Bildes angezogen oder von der Treffsicherheit eines Vergleiches überrascht. So hat man sich daran gewöhnt, wenn man von Keller spricht, auch seine “sprechenden Bilder” und “schlagenden Vergleiche” zu erwähnen, wie es bereits A. Frey in seinen “Erinnerungen an Gottfried Keller” tut. Erstaunlicherweise hat sich die literarhistorische Forschung bis jetzt damit begnügt, die Metamorphose des Begrifflichen zum Gegenständlichen in Kellers Schaffen zu betonen und allgemein auf die verblüffende Anschaulichkeit und Kühnheit seiner Vergleiche, sowie auf deren symbolischen und weltanschaulichen Gehalt hinzuweisen. Es sei nun hier der Versuch gemacht, auf diese charakteristische Seite des Kellerschen Stils näher einzugehen.