Published online by Cambridge University Press: 25 September 2001
Die Berührungspunkte zwischen den zwei Wundergeschichten Mt 8.5–13 (über den Hauptmann in Kafarnaum) und 15.21–8 (über die kanaanäische Frau) einerseits und dem Herrenwort Lk 4.25–7 (über die Witwe in Sarepta und den Syrer Naaman) andererseits sind so auffällig, daß eine bisher geheime Beziehung zwischen den Matthäustexten und dem Lukastext anzunehmen ist. Genauer: die matthäische Redaktion der zwei Wundergeschichten dürfte von Lk 4.25–7 abhängig sein. Daraus folgt, daß die Zwei-Quellen-Theorie zur Entstehung der synoptischen Evangelien modifiziert werden muß; denn laut dieser Theorie sollte die Gestaltung zweier Matthäustexte nicht vom lukanischen Sondergut (Lk 4.25–7) beeinflußt sein. Wahrscheinlich hat Matthäus das ganze Lukasevangelium gekannt und gelegentlich benutzt. In seiner Illustration des Spruches Lk 4.25–7 durch das Erzählungspaar Mt 8.5–13; 15.21–8 erweist sich Matthäus aber theologisch enger mit Paulus als mit Lukas verwandt.